Der Kommentator des Fußballspiels nervt mal wieder, die Handlung des Spielfilms ist mal wieder zum Gähnen oder ein besonders untalentierter
Sänger tritt in einer Castingshow auf. In solchen Fernsehmomenten möchte man gerne sagen, was man denkt. Blöd nur, wenn man gerade alleine fernsieht und niemand da ist, mit dem man über das Gesehene sprechen kann. Kein
Problem: Abhilfe verspricht das sogenannte Social-TV. Das sind interaktive Angebote der Sender, in denen man parallel zur Ausstrahlung mit anderen Zuschauern online über das Programm in einem Live-Chat diskutieren kann. Doch wie einfach
lassen sich diese Angebote nutzen und welche sind besser? Ein Test.
Getestet werden die Social-TV-Plattformen von ARD und RTL. Beide richten sich an die Zuschauer und rufen zur Teilnahme an
Live-Chats mit anderen Zuschauern auf. Es soll getestet werden wie einfach die beiden Angebote genutzt werden, wie zuverlässig die Interaktivität ist, wie die Bedienung einzuschätzen ist und die Übersichtlichkeit der Seite.
Außerdem sollen weitere positive oder negative Besonderheiten herausgestellt werden.
Um möglichst gleiche Bedingungen zu schaffen, habe ich pro Sender jeweils eine Sendung ausgesucht, die sehr viele Zuschauer hat
und um 20:15 Uhr beginnt. Eine neue Folge „Tatort“ habe ich über das Social-TV der ARD verfolgt, die erste Folge der neuen Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ über RTL Inside auf RTL.de. Durch die
gleiche Ausstrahlungszeit möchte ich möglichst gleiche Bedingungen in Bezug auf die Nutzung der Zuschauer schaffen, auch wenn die Zuschauerzahlen und die tatsächliche Nutzungszahlen der Social-TV-Angebote der beiden Sendungen
natürlich unterschiedlich sind. Ich teste die Angebote während der jeweiligen Ausstrahlung, indem ich aktiv teilnehme und alles auf seine Funktionalität hin teste.
Social-TV ARD
Auf social.ard.de bekommt man zunächst auf der Startseite einen Überblick über alle Sendungen zu denen ein Livechat angeboten
wird mit den jeweils nächsten Terminen. Die Seite ist übersichtlich und einfach aufgebaut. Über einen Klick auf den aktuellen Chat zum „Tatort“ gelangt man nun in den Livemodus. Der Bildschirm ist geteilt: Auf der linken
Seite befindet sich das Livestream-Fenster, über das man die Sendung verfolgen kann, links sind die Beiträge gelistet. Die Seite ist klar strukturiert und übersichtlich. Ein großer Pluspunkt ist die dynamische Funktion.
Man kann individuell das Video-Fenster größer oder kleiner ziehen, je nachdem ob man lieber intensiver gucken oder chatten möchte.
Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Es muss lediglich ein Username eingegeben werden. Wer möchte kann sich aber auch über Twitter,
Facebook oder Google+ einloggen, dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Es dauert aber recht lange bis man eingeloggt ist. Dies kann vielleicht auf die hohe Auslastung der Seite zurückgeführt werden.
Startseite von "Social-TV ARD" |
Negativ fällt auf, dass Beiträge nicht sofort sichtbar werden. Da der Chat moderiert wird, dauert die Veröffentlichung etwas.
Die Kommentare, die man sehen kann, werden also durch die Redaktion ausgewählt. Dies ist zwar eine Einschränkung, sorgt aber dafür, dass nur „sinnvolle“ Beiträge in den Verlauf eingehen und man alles gut verfolgen
kann. Die Bedienung ist insgesamt aber sehr einfach.
Ansonsten kann noch positiv erwähnt werden, dass das Angebot auf allen Endgeräten (PC, Tablet, Smartphone) genutzt werden kann.
Noch ausbaufähig ist, dass das Social-TV bisher nur während TV-Events wie „Tatort“ oder Fußballübertragungen läuft. Da ist sicherlich noch mehr möglich.
RTL Inside
Auf RTL Inside gelangt man nicht über eine zusammenfassende Startseite des Angebots, sondern man muss zunächst auf die Seite der
jeweiligen Sendung gehen. Eine Übersicht fehlt leider. Über die Menüleiste der „DSDS-Seite“ mit dem Reiter „Inside“ öffnet sich das Social-TV. Es fällt schnell auf, dass die Ladezeiten wesentlich länger sind
als im ARD-Angebot. Bis alle Elemente vollständig geladen sind vergeht gut und gerne eine halbe Minute.
Die Plattform kann für viele Sendungen genutzt werden. Neben Shows wie „DSDS“ oder „Das Supertalent“ können vor allem
tägliche Nachrichtenmagazine wie „Guten Morgen Deutschland“ oder „Punkt 12“ begleitet werden. Ein großer Minuspunkt ist aber der weitestgehend fehlende Livestream. Von „DSDS“ können zum Beispiel nur die Liveshows
auch über RTL Inside verfolgt werden. Die Nachrichtenformate können nie live online geschaut werden. Das Social-TV muss also parallel am Fernseher genutzt werden. Nur der Chat erfolgt auf der Seite. Es können aber kostenlos
kurze Videos mit Highlights vergangener Sendungen geschaut werden. Allerdings bekommt man zunächst Werbung zu sehen, die nicht übersprungen werden kann.
Positiv ist das große Angebot an Zusatzmaterial. Es können Hintergrundinformationen (beispielsweise zu den Kandidaten) abgerufen
werden oder man testet sein Wissen in einem Quiz. Alles kann parallel zum Chat gemacht werden.
Inside-Angebot von "DSDS" |
Die Anmeldung, der Check-In, erfolgt bei Inside über den Facebook- oder Twitter-Account oder über eine Registrierung auf
RTL.de. Außerdem dauert der Check-In sehr lange. Die Seite muss mehrfach neu geladen werden, bevor man aktiv am Chat teilnehmen kann. Die Beiträge sind recht übersichtlich nach Facebook, Twitter und RTL-Community in drei
Bereiche sortiert. Allerdings lädt die Seite ebenfalls lange beim Wechsel zwischen den drei Bereichen und es kann immer nur ein Bereich verfolgt werden.
Der Chat wird nicht moderiert, das heißt generell werden alle Kommentare veröffentlich. Das ist positiv, allerdings erscheinen
auch Kommentare ohne großen Zusammenhang zur Sendung.
Allgemein kann noch positiv erwähnt werden, dass es eine kostenlose Inside-App für Smartphones gibt. Insgesamt fällt aber negativ
ins Gewicht, dass die Liveatmosphäre durch den fehlenden Livestream nicht sehr intensiv ist.
Social-TV-
Angebot
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Aufbau der Seite
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Bedienung
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Sonstiges
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Social-TV ARD
|
pro
- Startseite mit aktuellen/nächsten Sendungen
- Livestream und Kommentare nebeneinander
contra
- nicht alle Sendungen
- nur für „Events“ (Tatort, Fußball,etc.)
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pro
- keine Anmeldung notwendig
- Schwerpunkt kann selbst eingestellt werden
- Größe Livestream-Fenster kann verändert werden
contra
- lädt lange (viele Zuschauer)
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pro
auf allen Geräten (PCs, Tablets, Smartphones)
- auch Fragen an die Redaktion sind möglich
contra
- wird moderiert, nicht alle Beiträge werden angezeigt
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RTL Inside
|
pro
- Inside- und Chatbereich nebeneinander
- Menüleiste mit Schnellzugriff
contra
- etwas unübersichtlich
- Zugang nur über die Seiten der einzelnen Sendungen
- Livestreams nur selten
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pro
- Hashtags zur jeweiligen Sendung bereits vorgegeben
- Inside-Angebote und Chat gleichzeitig
contra
- langes Laden einzelner Funktionen
- Check in nur über Profil in sozialem Netzwerk oder Anmeldung in RTL-Community
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pro
- eigene kostenlose App
- viele zusätzliche Elemente
- alle Kommentare werden angezeigt
contra
- Werbung vor Videos kann nicht übersprungen werden
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Fazit
Zuallererst muss jeder Zuschauer für sich entscheiden, ob er lieber intensiver die Sendung sehen möchte, über die er gerade chattet,
oder ihm der Austausch mit anderen wichtiger ist. Im ersten Fall ist das Social-TV der ARD geeigneter. Dabei sind Livestream und Kommentare übersichtlich nebeneinander. Bei RTL Inside muss zwischen Facebook, Twitter und RTL
Community gewechselt werden. Eine Anmeldung über soziale Netzwerke ist bei der ARD möglich, aber nicht zwingend. Dies ist bei Inside notwendig. Das dynamische Videofenster der ARD ist sehr praktisch. Trotz großer Auslastung läuft alles
weitestgehend reibungslos, was bei RTL Inside nicht der Fall ist. Lediglich die Selektierung und Moderation des Chats durch die Redaktion ist ein gewisser Nachteil der ARD. Außerdem werden nur wenige Sendungen begleitet. Bei RTL Inside
werden mehr Sendungen begleitet. Negativ ist aber der fehlende Livestream.
Insgesamt ist der Aufbau und die Bedienung des Social-TV-Angebots der ARD wesentlich übersichtlicher und einfacher. Wer aber lieber
mehr chattet als fernsieht und viele zusätzliche Angebote nutzen will, ist bei RTL Inside besser aufgehoben.