Freitag, 9. Januar 2015

Kollektives Diskutieren: Social-TV-Angebote von ARD und RTL im Test

Der Kommentator des Fußballspiels nervt mal wieder, die Handlung des Spielfilms ist mal wieder zum Gähnen oder ein besonders untalentierter Sänger tritt in einer Castingshow auf. In solchen Fernsehmomenten möchte man gerne sagen, was man denkt. Blöd nur, wenn man gerade alleine fernsieht und niemand da ist, mit dem man über das Gesehene sprechen kann. Kein Problem: Abhilfe verspricht das sogenannte Social-TV. Das sind interaktive Angebote der Sender, in denen man parallel zur Ausstrahlung mit anderen Zuschauern online über das Programm in einem Live-Chat diskutieren kann. Doch wie einfach lassen sich diese Angebote nutzen und welche sind besser? Ein Test.

Getestet werden die Social-TV-Plattformen von ARD und RTL. Beide richten sich an die Zuschauer und rufen zur Teilnahme an Live-Chats mit anderen Zuschauern auf. Es soll getestet werden wie einfach die beiden Angebote genutzt werden, wie zuverlässig die Interaktivität ist, wie die Bedienung einzuschätzen ist und die Übersichtlichkeit der Seite. Außerdem sollen weitere positive oder negative Besonderheiten herausgestellt werden.

Um möglichst gleiche Bedingungen zu schaffen, habe ich pro Sender jeweils eine Sendung ausgesucht, die sehr viele Zuschauer hat und um 20:15 Uhr beginnt. Eine neue Folge „Tatort“ habe ich über das Social-TV der ARD verfolgt, die erste Folge der neuen Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ über RTL Inside auf RTL.de. Durch die gleiche Ausstrahlungszeit möchte ich möglichst gleiche Bedingungen in Bezug auf die Nutzung der Zuschauer schaffen, auch wenn die Zuschauerzahlen und die tatsächliche Nutzungszahlen der Social-TV-Angebote der beiden Sendungen natürlich unterschiedlich sind. Ich teste die Angebote während der jeweiligen Ausstrahlung, indem ich aktiv teilnehme und alles auf seine Funktionalität hin teste.


Social-TV ARD



Auf social.ard.de bekommt man zunächst auf der Startseite einen Überblick über alle Sendungen zu denen ein Livechat angeboten wird mit den jeweils nächsten Terminen. Die Seite ist übersichtlich und einfach aufgebaut. Über einen Klick auf den aktuellen Chat zum „Tatort“ gelangt man nun in den Livemodus. Der Bildschirm ist geteilt: Auf der linken Seite befindet sich das Livestream-Fenster, über das man die Sendung verfolgen kann, links sind die Beiträge gelistet. Die Seite ist klar strukturiert und übersichtlich. Ein großer Pluspunkt ist die dynamische Funktion. Man kann individuell das Video-Fenster größer oder kleiner ziehen, je nachdem ob man lieber intensiver gucken oder chatten möchte.
Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Es muss lediglich ein Username eingegeben werden. Wer möchte kann sich aber auch über Twitter, Facebook oder Google+ einloggen, dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Es dauert aber recht lange bis man eingeloggt ist. Dies kann vielleicht auf die hohe Auslastung der Seite zurückgeführt werden.
 


Dynamisch: Social-TV während eines "Tatorts"


Startseite von "Social-TV ARD"


 
 
Negativ fällt auf, dass Beiträge nicht sofort sichtbar werden. Da der Chat moderiert wird, dauert die Veröffentlichung etwas. Die Kommentare, die man sehen kann, werden also durch die Redaktion ausgewählt. Dies ist zwar eine Einschränkung, sorgt aber dafür, dass nur „sinnvolle“ Beiträge in den Verlauf eingehen und man alles gut verfolgen kann. Die Bedienung ist insgesamt aber sehr einfach.
Ansonsten kann noch positiv erwähnt werden, dass das Angebot auf allen Endgeräten (PC, Tablet, Smartphone) genutzt werden kann. Noch ausbaufähig ist, dass das Social-TV bisher nur während TV-Events wie „Tatort“ oder Fußballübertragungen läuft. Da ist sicherlich noch mehr möglich.


RTL Inside



Auf RTL Inside gelangt man nicht über eine zusammenfassende Startseite des Angebots, sondern man muss zunächst auf die Seite der jeweiligen Sendung gehen. Eine Übersicht fehlt leider. Über die Menüleiste der „DSDS-Seite“ mit dem Reiter „Inside“ öffnet sich das Social-TV. Es fällt schnell auf, dass die Ladezeiten wesentlich länger sind als im ARD-Angebot. Bis alle Elemente vollständig geladen sind vergeht gut und gerne eine halbe Minute.
Die Plattform kann für viele Sendungen genutzt werden. Neben Shows wie „DSDS“ oder „Das Supertalent“ können vor allem tägliche Nachrichtenmagazine wie „Guten Morgen Deutschland“ oder „Punkt 12“ begleitet werden. Ein großer Minuspunkt ist aber der weitestgehend fehlende Livestream. Von „DSDS“ können zum Beispiel nur die Liveshows auch über RTL Inside verfolgt werden. Die Nachrichtenformate können nie live online geschaut werden. Das Social-TV muss also parallel am Fernseher genutzt werden. Nur der Chat erfolgt auf der Seite. Es können aber kostenlos kurze Videos mit Highlights vergangener Sendungen geschaut werden. Allerdings bekommt man zunächst Werbung zu sehen, die nicht übersprungen werden kann.
Positiv ist das große Angebot an Zusatzmaterial. Es können Hintergrundinformationen (beispielsweise zu den Kandidaten) abgerufen werden oder man testet sein Wissen in einem Quiz. Alles kann parallel zum Chat gemacht werden.

Inside-Angebot von "DSDS"
 

Die Anmeldung, der Check-In, erfolgt bei Inside über den Facebook- oder Twitter-Account oder über eine Registrierung auf RTL.de. Außerdem dauert der Check-In sehr lange. Die Seite muss mehrfach neu geladen werden, bevor man aktiv am Chat teilnehmen kann. Die Beiträge sind recht übersichtlich nach Facebook, Twitter und RTL-Community in drei Bereiche sortiert. Allerdings lädt die Seite ebenfalls lange beim Wechsel zwischen den drei Bereichen und es kann immer nur ein Bereich verfolgt werden.
Der Chat wird nicht moderiert, das heißt generell werden alle Kommentare veröffentlich. Das ist positiv, allerdings erscheinen auch Kommentare ohne großen Zusammenhang zur Sendung.
Allgemein kann noch positiv erwähnt werden, dass es eine kostenlose Inside-App für Smartphones gibt. Insgesamt fällt aber negativ ins Gewicht, dass die Liveatmosphäre durch den fehlenden Livestream nicht sehr intensiv ist.

Social-TV-
Angebot
Aufbau der Seite
Bedienung
Sonstiges
Social-TV ARD
pro
- Startseite mit aktuellen/nächsten Sendungen
- Livestream und Kommentare nebeneinander

contra
- nicht alle Sendungen
- nur für „Events“ (Tatort, Fußball,etc.)
pro
- keine Anmeldung notwendig
- Schwerpunkt kann selbst eingestellt werden
- Größe Livestream-Fenster kann verändert werden


contra
- lädt lange (viele Zuschauer)
pro
auf allen Geräten (PCs, Tablets, Smartphones)
- auch Fragen an die Redaktion sind möglich



contra
- wird moderiert, nicht alle Beiträge werden angezeigt
RTL Inside
pro
- Inside- und Chatbereich nebeneinander
- Menüleiste mit Schnellzugriff


contra
- etwas unübersichtlich
- Zugang nur über die Seiten der einzelnen Sendungen
- Livestreams nur selten
pro
- Hashtags zur jeweiligen Sendung bereits vorgegeben
- Inside-Angebote und Chat gleichzeitig



contra
- langes Laden einzelner Funktionen
- Check in nur über Profil in sozialem Netzwerk oder Anmeldung in RTL-Community
pro
- eigene kostenlose App
- viele zusätzliche Elemente
- alle Kommentare werden angezeigt


contra
- Werbung vor Videos kann nicht übersprungen werden


Fazit



Zuallererst muss jeder Zuschauer für sich entscheiden, ob er lieber intensiver die Sendung sehen möchte, über die er gerade chattet, oder ihm der Austausch mit anderen wichtiger ist. Im ersten Fall ist das Social-TV der ARD geeigneter. Dabei sind Livestream und Kommentare übersichtlich nebeneinander. Bei RTL Inside muss zwischen Facebook, Twitter und RTL Community gewechselt werden. Eine Anmeldung über soziale Netzwerke ist bei der ARD möglich, aber nicht zwingend. Dies ist bei Inside notwendig. Das dynamische Videofenster der ARD ist sehr praktisch. Trotz großer Auslastung läuft alles weitestgehend reibungslos, was bei RTL Inside nicht der Fall ist. Lediglich die Selektierung und Moderation des Chats durch die Redaktion ist ein gewisser Nachteil der ARD. Außerdem werden nur wenige Sendungen begleitet. Bei RTL Inside werden mehr Sendungen begleitet. Negativ ist aber der fehlende Livestream.

Insgesamt ist der Aufbau und die Bedienung des Social-TV-Angebots der ARD wesentlich übersichtlicher und einfacher. Wer aber lieber mehr chattet als fernsieht und viele zusätzliche Angebote nutzen will, ist bei RTL Inside besser aufgehoben.

Freitag, 2. Januar 2015

Fernsehen heute - nur noch im Netz?



Mit dem Einzug des Internets in fast alle medialen Bereiche wird auch immer wieder vom Untergang der klassischen Medien gesprochen. Auch das Fernsehen müsse sich darauf vorbereiten. Ja altbacken, bieder und langweilig sei es. Die Zukunft spiele sich im Netz ab.

Grund dafür, dass der angekündigte Untergang des Fernsehens aber immer noch nicht eingetreten ist, ist die wachsende Konvergenz zwischen den beiden Medienformen. Fernsehen und Internet können voneinander profitieren. Das Fernsehen kann seine Zuschauer durch interaktive Beiträge und Sendungen wieder stärker an sich binden. Gleichzeitig verliert das Fernsehen Zuschauer an das Internet, dass dadurch neue User erhält. Viele Fernsehende schauen im Internet aber auch nur Sendungen, die zuvor im linearen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Alles in allem ergänzen sich die beiden Medienformen und gemeinsam bieten sich neue Möglichkeiten.

Das Internet hat das Fernsehen verändert. Wer heute seine Lieblingssendung verpasst - kein Problem! Fast alle Sendungen stehen in Mediatheken noch mindestens eine Woche kostenlos und danach für etwas Geld zur Verfügung. Die Abrufzahlen steigen. Der Vorteil selbst zu bestimmen, wann und was man sehen möchte, liegt einfach auf der Hand.

Aber es gibt auch Inhalte, die nicht aus dem linearen Fernsehprogramm stammen. Eigens für Streaming-Portale produzierte Serien erhalten vermehrt Zuspruch. Ein beliebtes Beispiel ist die US-Serie "House of Cards", die als Webserie für den Streaming-Dienst "Netflix" produziert wurde. Die Serie zeigt auch, dass Fernsehen für das Internet qualitativ nicht schlechter sein muss als für TV-Sender produzierte Sendungen: Sie wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Die Zuschauer solcher Inhalte fehlen dem klassischen Fernsehen natürlich. Im deutschen Fernsehen floppte die Ausstrahlung der Serie. Interessierte Zuschauer hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits im Web geschaut. Das Fernsehen darf sich auf vermeintlich sicheren Quotenhits nicht ausruhen. Gerade qualitative Serien sucht man in Deutschland vergebens. Um aber nicht langfristig mehr und mehr Zuschauer an das Internet zu verlieren, muss man da aber aktiv werden.

Doch wie schaut die Mehrheit heute fern? Klassisch oder im Netz? Wird der Fernsehapparat nur noch selten angeschaltet?

Wie ist es bei Ihnen, liebe Leser? Wie schauen Sie fern?


Wie schauen Sie am häufigsten fern?

Auswertung


 
15 Leser haben sich an der Umfrage beteiligt. Das Ergebnis ist damit natürlich keinesfalls repräsentativ für alle Fernsehzuschauer in Deutschland, da beispielsweise gar nicht alle Personengruppen abgedeckt sind. Dennoch kann das Ergebnis als Trend durchaus gewertet werden. Denn auf die Frage "Wie schauen Sie am häufigsten fern?" antworteten 73 % (11 Leser) "Auf einem klassischen Fernsehgerät". Die klare Mehrheit, mit fast 2/3 der Stimmen. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass am häufigsten noch linear geschaut wird.

13 % (2 Leser) haben angegeben, dass sie am häufigsten im Internet kostenlose Sendungen in Mediatheken, Streaming- oder Video-on-Demand-Diensten schauen. Das lineare Programm wird nicht mehr an erster Stelle genutzt. 1 Leser (6 %) schaut am häufigsten sogar kostenpflichtige Angebote in Streaming-Diensten und Mediatheken. Ebenfalls 1 Leser schaut am häufigsten Fernsehserien/-sendungen nach Ausstrahlung auf DVD. Keiner der 15 Leser schaut primär in Kneipen oder beim Public Viewing.


Es lässt sich festhalten: Die klassische, lineare Fernsehnutzung scheint (noch) klar die häufigste Art zu sein, wie Menschen in Deutschland fernsehen. Aber es muss auch festgehalten werden, dass es bereits einige Mensch
en gibt, die meist nur noch im Netz schauen. Man kann spekulieren, dass diese Menschen vielleicht gar kein Fernsehgerät mehr besitzen. Diese Zuschauergruppe wird in der Zukunft noch deutlich größer werden. Ob und wann das Fernsehen im Netz sogar am linearen Programm vorbeiziehen wird, kann man nicht sagen. Es wird aber sicher noch einige Jahre dauern.

Sonntag, 21. Dezember 2014

„Eine Leiche und ein Bier, bitte!“

„Psst, Ruhe jetzt! Es geht los!“ Es herrscht eine murmelnde Atmosphäre. Über was gesprochen wird ist nicht zu vernehmen. Drei Augenpaare huschen über die Leinwand. Dann läuft eine Gestalt durch das Bild. „Können Sie vielleicht noch ein bisschen lauter machen?“ Doch als die bekannte Melodie einsetzt, ist das gar nicht mehr nötig. Jetzt verstummt das Gemurmel. Das Bier steht bereit. Die Augen richten sich gespannt zur Leinwand.

Es ist der 30. November. Erster Advent. Sonntagabend, 20.15 Uhr. Die Melodie, die in dieser Minute durch das „Litfaß“ in Oldenburg tönt, tönt an diesem Abend auch in rund zehn Millionen Wohnzimmern in ganz Deutschland. Es ist „Tatort“-Zeit.

Seit 1970 gehen die „Tatort“-Ermittler nun schon auf Verbrecherjagd. Damit ist der „Tatort“ die am längsten laufende und beliebteste Krimireihe im deutschen Fernsehen. In 44 Jahren liefen bis heute mehr als 900 Episoden. Traditionell laufen die Erstausstrahlungen immer am Sonntagabend zur besten Sendezeit. Für viele Millionen Menschen in Deutschland ist der Krimi zum festen Bestandteil eines Sonntages geworden. Der „Tatort“ ist vielleicht das letzte große TV-Lagerfeuer im deutschen Fernsehen, denn kaum eine andere Sendung holt solch hohe Zuschauerzahlen, und das in allen Altersgruppen.



Aber warum ist die Krimiserie so beliebt? Und warum wird der „Tatort“ seit einigen Jahren sogar im Rahmen von Public Viewings geschaut?

Ähnlich wie der „Tatort“ im Fernsehen Kult ist, hat auch das Bistro „Litfaß“ Kultstatus unter den Oldenburger Kneipen erreicht. An der Ecke Lindenstraße ist das „Litfaß“ schon seit 30 Jahren Anziehungspunkt für ein gemütliches Treffen nach Feierabend. Seit Februar 2013 zieht es vor allem alle Krimi-Freunde in die Eck-Kneipe. „Das „Tatort“-Gucken gehört mittlerweile fest zu unseren wöchentlichen Events“, berichtet Servicekraft Martina Rössmann. „Ich bin selber großer Fan der Reihe und hatte die Idee dazu“, sagt sie.



An diesem Sonntagabend ist das „Litfaß“ voller als sonst. Aber das verwundert kaum. Denn die Folge, die an diesem Abend ausgestrahlt wird, ist eine ganz Besondere: "Die Weisheit des Löwen" wurde nämlich in Oldenburg gedreht. 15 Leute haben sich im Thekenraum der Kneipe vor der großen Leinwand versammelt. Einige schauen auch auf einem Flachbildschirm an der Wand zu. Viele sind neugierig, ob sie Schauplätze in der Folge wiedererkennen. Martina Rössmann berichtet, dass sie sogar zufällig mitbekommen hat, wie gedreht wurde. „Den habe ich beim Dreh gesehen“, ruft sie durch die Kneipe als gerade eine Verfolgungsjagd gezeigt wird.

Bitte nicht stören: Konzentriertes Fernsehen im "Litfaß"

Gespannt: Frank, Harm, Monika und Johann (v.l.) erwarten den "Tatort".

Das gemeinschaftliche Fernsehen, das sogenannte Public Viewing ist seit einigen Jahren unter Fußballfans bei Großereignissen wie z.B. einer WM beliebt. Doch immer öfter werden auch andere zuschauerstarke Fernsehprogramme nicht mehr nur zuhause, sondern mit anderen geschaut. Das Fernsehen wird zu einem Event gemacht.
Das gemeinsame „Tatort“-Gucken erfreut sich wachsender Beliebtheit. In mehr als 350 Kneipen in ganz Deutschland kann man die Mordfälle sonntags verfolgen. Auf „tatort.de“ gibt es eine Übersicht mit allen Städten und Locations. Dort können Betreiber auch ihre Kneipe hinzufügen. Unter „O“ ist Oldenburg mit dem „Litfaß“ vertreten.




An diesem Abend sind unter den 15 „Tatort"-Fans auch Monika, Johann, Harm und Frank. Die vier Freunde aus Oldenburg sind nicht jeden Sonntag im "Litfaß". Diesen Abend haben sie sich aber ganz bewusst ausgesucht. Denn einen „Tatort" aus „ihrer“ Stadt gibt es schließlich nicht alle Tage zu sehen. „Es ist angenehmer und lustiger hier in der Kneipe, als wenn man nur zuhause schaut“, sagt Monika. Sie schaut den „Tatort“ immer dann, wenn die Kritiken im Vorfeld gut sind. „Es ist einfach ein schöner Anlass sich mit Freunden mal wieder zu treffen“, findet sie.





So geht es auch Lars Borcherding aus Oldenburg. Er ist mit einem Freund zum Gucken gekommen. Er kommt ursprünglich aus München und das „Tatort“-Gucken gehörte schon dort immer zum Sonntag dazu. „Ich habe dann im Internet recherchiert, wo man das hier in Oldenburg machen kann, und bin so auf das „Litfaß“ gestoßen“, sagt Lars. Er fasst das Feeling zusammen: „Ein gemütliches Bier trinken und dazu ein spannender Krimi. Ein perfekter Ausklang des Wochenendes.“
 




Es ist 21.45 Uhr. Der Abspann läuft. Schauspieler Wotan Wilke Möhring hat den Oldenburger Fall „Die Weisheit des Löwen“ gelöst. Die Meinungen unter den Gästen im "Litfaß" zu der Folge sind eher durchwachsen. „War jetzt nicht so herausrausragend“, findet Frank. Für Johann war die Episode „zu melodramatisch“. Aber es gibt auch Positives. „Wir haben viele Drehorte wiedererkannt“, berichtet Monika. „Es war ein schöner Abend in netter Runde. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ Das Fazit der Public Viewing-Neulinge fällt durchweg gut aus. Ein wiederholtes Treffen am Sonntagabend wird nicht ausgeschlossen.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Die Deutschen glotzen am liebsten in die Flimmerkiste


Was tun die Deutschen am liebsten in ihrer Freizeit? In der Zeit, die nicht mit Arbeit verbracht werden muss und in der jeder tun kann worauf er Lust hat. Vielleicht Zeit mit der Familie oder Freunden verbringen oder Bewegung im Freien? Alles weit gefehlt. Denn quer durch alle Altersschichten, Bundesländer und Vermögenszustände: Am liebsten verbringen die Deutschen ihre freie Zeit mit ihrem Fernseher.
 
Dies hat die Stiftung für Zukunftsfragen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) jetzt in ihrem Freizeit-Monitor 2014 veröffentlicht. Darin wurden die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen ermittelt. Dazu wurden im Juli diesen Jahres insgesamt 4045 repräsentativ ausgewählte Personen ab 14 Jahren aller Alters- und Gesellschaftsschichten befragt. Satte 97% der Deutschen schauen mindestens einmal pro Woche fern. Über zwei Drittel der Befragten tun dies sogar täglich. Deutschland ist und bleibt ein klassisches Fernsehland. Denn zum 25. Mal belegt „Fernsehen“ den ersten Platz in dieser Untersuchung.

Auf Platz zwei hat es ebenfalls ein Medium geschafft: das Radio. Platz drei geht an Telefonieren von zu Hause. Auch der Boom des Internets in den letzten Jahren kommt nach wie vor nicht gegen das Fernsehen an. Dennoch hat das Surfen im Internet den größten Sprung unter den liebsten Freizeitbeschäftigungen gemacht und liegt jetzt auf dem fünften Platz. Erstmals liegt es vor Erholsamem wie Ausschlafen, Faulenzen oder Gedanken nachgehen.

 

219 Minuten Fernsehen am Tag

 

Jeder Deutsche hat im Durchschnitt drei Stunden und 56 Minuten Freizeit. Ein Großteil davon wird vor der Flimmerkiste verbracht: Die Fernsehnutzung war 2014 im Schnitt mit 219 Minuten pro Tag im Vergleich zum Vorjahr stabil. Das hat die Quotenmessung 2014 der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) ergeben. Auch wenn immer wieder gesagt wird, dass die Zukunft des Fernsehens bezüglich junger Zuschauer finster aussieht, so sprechen die Zahlen bisher eine andere Sprache. Die Anzahl der Fernsehenden blieb in den jungen Zielgruppen stabil. Insgesamt stieg die Anzahl sogar leicht um 1%.

Es ist nicht die Frage, ob ferngesehen wird, sondern eher wie. Denn ein klarer Trend zeigt doch in Richtung Internet: Streaming-Dienste werden immer beliebter. Gerade die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen ist bei dieser Art des Fernsehens überdurchschnittlich stark vertreten. Dies spiegelt sich auch in der Nutzung des linearen Programms über klassische Geräte wider: In dieser Zielgruppe wurde ein Minus von 6% in der Nutzung festgestellt.

Doch auch wenn einige Zuschauer ins Internet abwandern: Die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Deutschen dürfte für die nächsten Jahre bereits feststehen.